Von Cluj nach Balti

Liebe Menschen,

mein letzter Eintrag endete mit meiner etwas abenteuerlichen Reise durch halb Rumänien über die moldauische Grenze bis zu Moldaus Hauptstadt Chisinau. Ich kam dort um 6 Uhr morgens an und aus bisheriger Erfahrung kann ich sagen, dass mir noch keine fremde Stadt um diese Uhrzeit gefallen hat. Es ist die Uhrzeit, in der noch der Müll vom Vortag auf der Straße liegt und alle unschönen Ecken besonders auffallen, weil der Blick nicht abgelenkt wird von offenen Ladentüren und Menschen, die an einem vorbeiziehen. Im Hostel habe ich erstmal ein wenig Schlaf nachgeholt, da die Nacht doch sehr kurz war. Am Nachmittag bin ich ein wenig durch Chisinau geschlendert. Die Hauptstraße der Stadt, Stefan Cel Mare si Sfint, ist sehr breit und lang. An der Straße liegen aber auch zwei schöne Parks, die Stadt ist also neben den Plattenbauten auch an manchen Ecken grün. Stefan Cel Mare („Stefan der Heilige“) ist der Nationalheld Moldaus, der das Fürstentum Moldau im 15. Jahrhundert erfolgreich vor den Osmanen schützte. In jeder Stadt trägt die Hauptstraße seinen Namen.

Willkommen in der Republica Moldova!
Willkommen in der Republica Moldova!

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Moldova/ EU?
Moldova/ EU?

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Auch wenn kaum jemand Englisch gesprochen hat, waren die Leute sehr freundlich und aufgeschlossen. Ich denke, ich werde noch öfter nach Chisinau kommen, da dort die kulturellen Veranstaltungen des Landes stattfinden. Am nächsten Tag nahm ich daher gegen Mittag einen Minibus nach Balti, die Fahrt dorthin dauert etwa zwei Stunden. Die Busse haben keine Abfahrtszeiten, sondern fahren, wenn sie voll sind, weshalb ich bestimmt eine halbe Stunde in Chisinau gewartet habe.

Die Landschaft auf dem Weg ist wirklich sehr schön und grün. Im Bus habe ich einen Dozenten von der Uni kennengelernt, der mich dann mit meinem Gepäck im Auto zu meiner neuen Wohnung gefahren hat, wo mich die Vermieterin dann erwartete. Die Kommunikation hierbei bestand aus ein paar rumänischen Wörtern und vor allem Nicken und Lächeln. Leider gehören die Worte „Müll“ und „Miete“ noch nicht zu meinem Standardvokabular in Rumänisch, aber das wird bestimmt noch. Die Wohnung ist sehr gut gelegen und ist sehr gut ausgestattet. Wie sieht mein Leben hier also aus?  Balti ist eine Kleinstadt mit knapp 150.000 Einwohnern, in der vorwiegend Russisch gesprochen wird. Es gibt einen sehr treffenden Satz über diese Stadt, den ich aus meinem Reiseführer zitieren möchte: „Als Tourist kann man hier durch das Zentrum bummeln, seinen Proviant ergänzen, leckeren Kvas trinken, … und weiterfahren.“ Balti (dt. Belz) ist eine bunte Betonstadt, es gibt viele Blumen und Parks, die versuchen, von den Plattenbauten abzulenken, was nur mäßig funktioniert. Die Straße zum Zentrum ist eine breite Fußgängerzone, die ins Nichts führt. Es gibt nicht wirklich historisch interessante Gebäude, jedenfalls habe ich sie bis jetzt noch nicht entdeckt.

Das Gebäude, in dem auch meine Wohnung ist, nur auf der anderen Seite
Das Gebäude, in dem auch meine Wohnung ist, nur auf der anderen Seite
Mein Briefkasten, der auf Post wartet!
Mein Briefkasten, der auf Post wartet! Meine Adresse: Strada Independentei 100/ Ap. 7, Republica Moldova, 3100 Bălți
Das Theater im Zentrum. Am 31. August ist der Tag der moldauischen Sprache, der groß gefeiert wird
Das Theater im Zentrum. Am 31. August ist der Tag der moldauischen Sprache, der groß gefeiert wird

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So sehen die Hälfte der Häuser aus
So sehen die Hälfte der Häuser aus
Rumänische und russische Straßennamen
Rumänische und russische Straßennamen

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Der See, fünf Minuten von meinem Haus
Der See, fünf Minuten von meinem Haus
Der Hauptplatz
Der Hauptplatz

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Diese Bilder stellen einen guten Gesamteindruck der Stadt dar. Auch wenn sie vielleicht nicht schön ist, kann man sich hier sehr wohl fühlen. Es gibt alles, was man braucht (keine große Auswahl), und es sind immer viele Menschen im Zentrum unterwegs, auch viele Kinder. Ich habe schon einige Leute getroffen, die kein Rumänisch sprechen, obwohl Rumänisch die Amtssprache ist. Es besteht also ein Konflikt zwischen Russen und Moldauern. Auch Korruption ist ein großes Thema, was mir bisher erzählt worden ist, dazu werde ich aber später mehr schreiben. Geld spielt eine große Rolle, da die Gehälter sehr niedrig sind (als Unidozent in Vollzeit verdient man etwa 150 Euro), die Lebenshaltungskosten aber sehr teuer. Für junge Moldauer steht es außer Frage, dass wenn sie die Möglichkeit haben, ins Ausland gehen und dort studieren und arbeiten. Ich denke, ich werde im Laufe der nächsten Monate genug Eindrücke über das Leben hier sammeln, um euch genauer davon berichten zu können.

Viele Grüße bis dahin,

Kathi

Ein Gedanke zu „Von Cluj nach Balti“

  1. Ich muss sagen, die Bilder haben was und ich würde sie aufjedenfall auch als schön bezeichnen! Berichte weiter so detailreich von deinem Leben 🙂

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