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Auslandssemester an der Universidad Austral de Chile von August – Dezember 2014

La magia de Chiloé

Hallo queridos,

die letzten Wochen sind unglaublich schnell vergangen. Der November war gefüllt mit dem üblichen Prüfungsstress. Doch bevor der anfangen konnte, wäre da noch die Studienfahrt vom 16. bis 19. November auf die magische Insel Chiloé zu erwähnen. In meinem praktischen Kurs „Angewahnte Antropologie“ führte die Studienfahrt auf die Insel „Tac“, eine kleine, einsame Insel, zugehörig zum Archipel Chiloé und über die Stadt Quemchi mit einem Boot (3 Stunden) zu erreichen. Auf der Insel leben etwa 300 Menschen und die ökonomische Aktivität ist die Fischerei.  Wir waren zwei Lehrkräfte und zwölf Studenten, aufgeteilt in drei thematische Gruppen: Ernährung auf der Insel, die Bedeutung der Fischerei und die wirtschaftliche Rolle der Frau (zu letzterer gehörte ich). Im Rahmen dieser Forschungsarbeit hatten wir zwei Tage Zeit, in etwa einstündigen Leitfadeninterviews Informationen zu sammeln.

Da die Insel noch nie Touristen gesehen hat (was wohl daran liegt, dass nur einmal wöchentlich ein Boot nach Chiloé fährt), übernachteten wir bei Familien. Wir fünf Mädels fanden unser Zuhause bei Señora Berta in einem Haus direkt neben dem Friedhof. Die Insel besitzt eine Grundschule, einen Friedhof, eine Sporthalle, eine Kirche und ein Gemeindezentrum.

Die Tage auf der Insel waren sehr interessant, auch wenn es mit dem dortigen Dialekt schwer war, alles zu verstehen. Ich könnte mir nie vorstellen, auf einer so kleinen Insel abgeschieden von der Welt zu leben. Auf einer Insel, auf der noch an Hexen und Wunder geglaubt wird und an der jeder jeden kennt und für die ihre eigene Hauptstadt einfach viel zu weit weg ist. Aber die Erfahrung war super und die Zeit mit lieben Kommilitonen umso mehr.

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Nachdem meine Kommilitonen am Mittwoch wieder zurückgefahren sind, bin ich noch bis Sonntag auf Chiloé geblieben. Am Donnerstag kamen  zwei Freundinnen aus Valdivia nach und wir sind zusammen gereist. Castro, Chonchi, Nationalpark Chiloé, Dalcahue, Achao und von Ancud dann wieder zurück. Der Zauber von Chiloé zeichnet sich aus durch bunte, alte Holzkirchen, selbstgestrickte Jacken und Pinguine.

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Nach der ruhigen Woche in Chiloé erwarteten mich letzte Prüfungen und die Fertigstellung der Gruppenarbeit. Die letzten zwei Uniwochen waren hart, aber ich habe sie überstanden.

Nach meiner letzten Klausur hat dann leider die Uni gestreikt, aber da ich sowieso fertig war, war mir das egal. Die erste Dezemberwoche war geprägt von Abschiedsfeiern, bevor es dann für mich auf die Reise nach Patagonien ging.

Ich hoffe, euch geht es gut und ihr seid nicht zu sehr im Weihnachtsstress. Die Weihnachtsstimmung ist bei mir noch nicht angekommen, aber das wird vielleicht noch.

Liebe Grüße!

Linda primavera

Hola a todos,

ich weiß, es ist lange her, dass ich das letzte Mal geschrieben habe. Patrick war die letzten vier Wochen da und wir haben einiges unternommen, daher hier eine kurze Zusammenfassung:

Das erste Wochenende haben wir im (endlich) sonnigen Santiago, in der großen Hauptstadt Chiles verbracht und chilenisches Asado erlebt, uns einen Blick über die Stadt vom Hügel San Cristobal verschafft und bei einer Stadtführung die Essensmärkte und einen chilenischen Friedhof besichtigt, der riesig war und gezeigt hat, welche anderen Vorstellungen von Trauerverarbeitung es gibt. Am Sonntag haben wir dann einen Abstecher in die einzigartige Stadt Valparaiso gemacht. Auch wenn ich die Stadt schon kannte, habe ich doch viele neue Ecken, Straßen und schöne Graffitis kennen gelernt. Am Abend haben wir spontan eine kolumbianische Freundin getroffen, die ich in Ecuador kennengelernt habe. Sie lebt momentan in Santiago und möchte vielleicht bald nach Deutschland kommen. Es war superschön, sie nach zwei Jahren wieder zu sehen, sie hat sich auch sehr gefreut. Sie kam mit ihrem Bruder, wir waren Essen und unsere Kellnerin war zufällig halb deutsch, halb kolumbianisch…

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Der Süden Chiles hat uns dann mit Sonnenstrahlen begrüßt, was sich für einen Ausflug zum Strand anbot. Außerdem fand in Valdivia eine Karnevalfeier statt, um den Frühling einzuleiten. Es war zwar sehr kalt, aber ein toller Abend!

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Ich hatte in der Uni einiges zu tun, daher konnten wir nur am Wochenende etwas unternehmen. Valdivia zeigte sich sowohl von der sonnigen Seite, also auch von der stürmisch-verregneten, bei der man nachts kein Auge zumachen kann, aus Angst, dass das Haus weggerissen wird. An einem Tag sind wir in einen Nationalpark gefahren. Leider war die Busverbindung nicht so gut, also hatten wir nicht viel Zeit und das Wetter war auch nicht so gut, aber es war trotzdem schön.

DSC01272DSC01237Das Wochenende um den 31. Oktober (der übrigens ein Feiertag war hier), waren wir mit meiner chilenischen Nachbarin und Freunden von ihr auf einer Trekkingtour nach Cochamó. Der etwa 6-stündige Weg führte über Baumstämme, wackelige Brücken und Flüssen durch den Wald hoch zu einem Campingplatz mitten in den Bergen gelegen. Auch die Gegend um den Campingplatz war sehr sehenswert. Viele Wasserfälle, Berge mit Schnee, glasklares Wasser im Fluss…

DSC01314DSC01329DSC01362Von unserem letzten Wochenende in Panguipulli habe ich leider keine Fotos, da meine Kamera nicht funktioniert hat.. Aber ich bekomme die Fotos von einer Freundin. Ansonsten geht es mir gut. Das Semester startet in seine letzten Züge, es warten noch drei Klausuren auf mich und eine große Gruppenarbeit. Leider vergeht die Zeit viel zu schnell und ich weiß jetzt schon, dass ich die Leute hier sehr vermissen werde. Aber ich versuche, nicht daran zu denken und die Zeit zu genießen.

Ich hoffe, ihr tut das auch!

Kathi

 

 

Weon, que es esa wea?!

Hallo ihr,

da die Uni in Deutschland jetzt auch wieder angefangen hat und ich bis jetzt sehr wenig darüber berichtet habe, was ich hier eigentlich tue, hier ein kleiner Beitrag aus dem Leben einer chilenischen Studentin:

Ich besuche vier Kurse, die jeweils zweimal in der Woche stattfinden:

– Antropología aplicada (angewandte Kulturwissenschaft)

– Teorías Psicosociales (psychosoziale Theorien, Kultur und Identität)

– Pueblos originarios (Indigene Völker in Südamerika und Chile)

– Periodismo Radial (Radiojournalismus)

Alle Dozenten sind wirklich nett. Ich bin die einzige nicht-muttersprachliche Studentin und bin bei Prüfungen die, die ständig in ihrem gelben, dicken Wörterbuch blättert. Das chilenische Notensystem geht von 1 bis 7. 1,0 ist nicht angetreten, alles unter 4,0 ist nicht bestanden. 7 ist die beste Note, dazwischen gibt es alle Noten. Meine Noten halten sich bis jetzt gut im Durchschnitt. In jedem Kurs haben wir mindestens eine Präsentation (in Gruppen), sowie Prüfungen am Ende einer Lektion oder Lektürenkontrollen. Es ist häufig viel zu lesen, aber wirklich interessant. Zwei meiner Kurse enthalten auch Projektarbeit, mit einem davon fahren wir auf die Insel Chiloé, um dort auf Anfrage der Komune eine Forschung zu betreiben. Alle, die nicht zu den Strebern gehören, fangen einen Tag vorher an, zu lernen und stellen um 4 Uhr nachts ihre Zusammenfassung ins Internet. Zu diesem Zeitpunkt ist die Hälfte des Kurses noch wach, um sich darüber zu freuen, einen Text weniger lesen zu müssen. Etwa 5 % der Studenten erscheinen nicht zur Prüfung um 8 Uhr, da sie über ihren Texten eingeschlafen sind.

Radiojournalismus ist der entspannteste Kurs (und der mit den meisten Leistungspunkten), obwohl er immer freitags stattfindet von 9 bis 13 Uhr (eigentlich offiziel ab 8 Uhr). Hier ein kleiner Link zu einem Beitrag, den wir aufgenommen haben:

Ich heiße übrigens jetzt Catalina. Ihr hört mich am Ende ab 4:00 Minuten. Wir durften es nur einmal aufnehmen, also ist das jetzt nicht perfekt.

Die Sonne schien die letzten Tage so schön, dass ich ein paar Bilder von der Uni gemacht habe.  An meiner Fakultät stehen überall Parolen: „Willkommen in einem neuen Semester des Kampfes“ – „Dozenten und Studenten, demokratisiert die Uni!“ Diese Parolen beziehen sich auf die hohen Studiengebühren.

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DSC00915DSC00946DSC00918DSC00919Das Mensa-Essen wäre lecker, wenn die Schlange nicht so unendlich lang wäre. Kaffee am Automaten schmeckt scheußlich, deshalb trinke ich nur noch Mokkacchino. Essen in den Cafeten beschränkt sich auf Burger und Kekse. Ich möchte an dieser Stelle auch erwähnen, dass ich vor einigen Menschen an der Uni auf der Flucht bin. Allen voran einem Dozenten der politischen Antropologie, der mir zwei Bücher auf Deutsch ausgeliehen hat und gerne mit mir einen Kaffee trinken gehen würde. Daneben wären da noch ein paar Andere, unter anderem Armin, der mich auf ein Wochenende zu zweit im Naturpark eingeladen hat, dass ich selbstverständlich dankend abgelehnt habe. Leider bin ich hier die Standardgröße und kann mich so nicht unter den „Großen“ verstecken. Andererseits lebt es sich mit Menschen auf Augenhöhe auch gut.

Studieren mit Chilenen ist anstrengend, macht aber Spaß. Da die meisten ebenso wenig Ahnung haben wie ich, falle ich im Getümmel gar nicht auf. Am Wichtigsten ist es, flexibel zu sein und sich nicht zu viel Stress zu machen.

Liebe Studenten in Deutschland, während ihr gerade eure erste Woche feiert, bin ich mittlerweile in der Mitte des Semesters. Die Zeit vergeht viel zu schnell! Heute hat es geregnet, aber Valdivia ist so schön, wenn die Sonne scheint.

Lasst von euch hören, besitos!